IVES Technical Reviews ist ein frei zugängliches Fachmagazin, das durch ein Expertengremium begutachtet wird (Peer Review). Das Magazin stellt in kurzen, 2-seitigen Artikeln neuste Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung vor. Alle Beiträge werden in sechs Sprachen veröffentlicht, darunter auch Deutsch, und basieren auf Forschungsergebnissen, die in validierten Fachartikeln vorgestellt wurden.
Der Klimawandel beeinflusst die Erntefaktoren von Trauben und hat somit einen direkten Einfluss auf die Weine. So wirken sich höhere Temperaturen im Weinberg häufig negativ auf den Säuregehalt und auf die Zusammensetzung von Aromastoffen aus. Zwei Artikel, die kürzlich in den IVES Technical Reviews erschienen sind, greifen diese Problematik auf und stellen Möglichkeiten vor, wie das Thema im Weinberg und im Keller behandelt werden kann. Am Beispiel von Merlot-Trauben in der Region Bordeaux wurde gezeigt, wie die Anpassung der Spalierhöhe ein Mittel sein kann, um die Typizität der Weine zu erhalten. Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz von Kationenaustauschverfahren, um den pH-Wert im Wein zu senken, was am Beispiel von Schaumweinen aus Macabeo-Trauben untersucht wurde.
Sind Spalierhöhen und damit verbundene Temperaturunterschiede eine Möglichkeit zur Anpassung an den Klimawandel?
Autoren: L. de Rességuier, P. Pieri, T. Petitjean, S. Mary, C. van Leeuwen
Kurze Vorstellung: Die Temperatur ist einer der wichtigsten Faktoren für die Entwicklung der Reben und die Zusammensetzung der Trauben. Der Klimawandel wirkt sich bereits in vielen Weinregionen auf diese Parameter aus. Um weiterhin Qualitätsweine zu erzeugen und die Typizität zu wahren, sind Anpassungsmaßnahmen notwendig, wie beispielsweise Änderungen im Rebbewirtschaftungssystem. In dieser Studie, die in der Region Bordeaux durchgeführt wurde, untersuchten wir das Verhältnis von Stammhöhe und Temperatur, und deren Einfluss auf das Mikroklima in der Traubenzone.
Foto: aus dem Artikel entnommen
Die Senkung des pH-Werts durch eine Kationenaustauschbehandlung und die Auswirkungen auf die Zusammensetzung und die Qualität von Schaumweinen
Autoren: A. Just-Borràs, P. Pons-Mercadé, J. Gombau, P. Giménez, G. Vilomara, M. Conde, A. Cantos, J. M. Canals, F. Zamora
Kurze Vorstellung: Der Klimawandel wirkt sich zweifellos stark auf den Weinbau und die Weinherstellung aus. Die Zusammensetzung des Weins verändert sich aufgrund fehlender Niederschläge und steigender Temperaturen während der Reifungszeit der Trauben. Daher findet man immer häufiger Weine mit einer niedrigen Konzentration an titrierbarer Säure, einem hohen Gehalt an Ethanol, und hohen pH-Werten. Besonders problematisch ist der pH-Anstieg bei Schaumweinen, da diese, um ihren Frischecharakter zu wahren, einen höheren Säuregehalt benötigen. In dieser Studie untersuchten wir die Auswirkungen einer Kationenaustauschbehandlung auf die Zusammensetzung und die Qualität von Schaumweinen.
Foto: Foto von The Voorhes (https://www.wineenthusiast.com/culture/wine/wine-climate-change/)
OENO One ist ein durch ein Expertengremium geprüftes Forschungsmagazin, dessen Inhalte frei abrufbar sind. Die englischsprachigen Fachartikel richten sich an Forschende, Studierende und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Ein kürzlich erschienener Artikel in OENO One greift die Diskussion auf und befasst sich mit möglichen önologischen Verfahren zur Anpassung des Säuregehalts, der durch den Klimawandel beeinflusst wird. Ein niedrigerer Säurewert im Wein wirkt sich nicht nur auf seine sensorischen Eigenschaften aus, was zu unausgewogenen Weinen führen kann, sondern bringt auch eine Reihe von Schwierigkeiten für Winzer mit sich, da er die mikrobiologische Stabilität, die Farbe und andere pH-bezogene Parameter beeinträchtigt.
Methoden zur Erhöhung des Säuregehalts von Wein: eine Übersicht
Authors: C. Payan, A.-L. Gancel, M. Jourdes, M. Christmann, P.-L. Teissedre
Kurze Vorstellung: Die globale Erderwärmung steht in direktem Zusammenhang mit einem geringeren Säuregehalt der Trauben, was wiederum zu höheren pH-Werten im Wein führt. Dies wirkt sich auf viele wichtige Parameter aus, z. B. auf die Menge von verfügbarem freien und molekularen Schwefeldioxid, die mikrobiologische Stabilität, die Farbe und die sensorischen Aspekte des Weins, usw. Verschiedene Methoden zur Erhöhung des Säuregehalts sind seitens der OIV zulässig, die in diesem Artikel näher untersucht werden. Der erste Teil behandelt die chemische Säuerung und gibt eine umfassende Übersicht über die verschiedenen organischen Säuren, die bei der Weinbereitung zum Einsatz kommen, und beschreibt ihre Eigenschaften und welche Vorschriften zu beachten sind. Im zweiten Teil werden physikalische Methoden zur Erhöhung des Säuregehalts näher betrachtet, wie z.B. der Einsatz von Kationenaustauscherharzen oder die Elektrodialyse. Der letzte Teil bietet einen kurzen Überblick über mikrobiologische Methoden zur Säurekorrektur von Wein.
Foto: Foto von The Voorhes (https://www.wineenthusiast.com/culture/wine/wine-climate-change/)
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IVES Vertreter in Deutschland
Dr. Andrii Tarasov
Hochschule Geisenheim
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